Land und Leute

Donnerstag, 19. September 2013

Beim Bäcker

Es gibt hier einen Bäcker mit richtig guten Brötchen, und der wurde gestern Nachmittag aufgesucht zwecks Erwerb eines Dutzends Brötchen.

"Gern", sagte die junge Fachverkäuferin und lächelte mich etwas unsicher an, "und wieviele Brötchen genau?"
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Mittwoch, 2. November 2011

Ponyland

Das Hundelüften am Mittag führte mich wie üblich am Nachbarshaus* vorbei. Es war schönes Wetter, und der Nachbarsbub purzelte mit seinem Fahrrad aus der Einfahrt und begrüßte uns freudig. („Du freundest dich echt mit jedem an, was?“ hat ein finster blickendes Tochterkind mal angemerkt.) Besonders der eigentlich grimmige Spitz hat es ihm wohl angetan, und der mag den Buben auch ganz gern.

„Ich vergesse immer, wie Deine großen Hunde heißen“, sagte der Kleine und tätschelte dem Spitz die Ohren. Während ich ihm die Hundenamen aufsagte, war hinten aus dem Garten lautes Geschrei zu hören. „Oh“, sagte ich, „habt ihr jetzt Gänse?“ – „Ja“, sagte der kleine Mann stolz, „und Hühner auch. Aber die hauen immer ab, und Papa muß sie immer wieder einfangen.“ Er überlegte einen Moment und fügte hinzu: „Und ein Huhn liegt tot im Stall.“ – „Marder?“ fragte ich mitfühlend. Er schüttelte den Kopf. „Nö. Strom. Wir haben ja schließlich Ponyland.“

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*Nachbarshäuser sind hierzulande alle, die sich in Sichtweite befinden. Dieses ist nicht mal mehr in Rufweite und hat einen vergleichsweise großen Garten, in dem zwei Ponies leben.
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Mittwoch, 21. September 2011

Niemand zu Hause

Wir sind berufstätige Menschen, der Schatz und ich. Das heißt, wir gehen morgens aus dem Haus und kommen mehr oder weniger früh nachmittags heim. In gewisser Weise gilt das auch für die Kinder, denn die sind gewöhnlich tagsüber in der Schule.

Das scheint ein Phänomen zu sein hier in Ostfriesland, zumindest in der ländlichen Gegend, in die es uns verschlagen hat. Hier ist offenbar zu jeder beliebigen Tageszeit jemand zu erreichen. Anders kann ich mir die hartnäckigen Versuche von Schornsteinfegern, Strom-, Gas- und Wasserablesern und Kläranlagenprüfern nicht erklären, am Vormittag jemanden im Peerstall anzutreffen. Der Schornsteinfeger und der Umwelttechniker, der sich um unser Hausklärwerk kümmert, sind inzwischen sogar im Besitz meiner Handynummer, damit sie vorher einen Termin mit mir vereinbaren können. Trotzdem finde ich immer wieder Zettel im Briefkasten, auf denen sehr vorwurfsvoll und mit reichlich Ausrufezeichen versehen zu lesen ist, man habe diesen Tag versucht, ins Haus zu gelangen, aber niemand sei dagewesen, und nun werde man am Folgetag zwischen 8 und 9:30 Uhr einen neuen Versuch unternehmen. Alternativ möge man da und dort anrufen, um einen Termin zu vereinbaren.

In der Regel erreicht man da nach 15 Uhr niemanden mehr. Wahrscheinlich wartet schon irgendein Ableser, mit dem das Büropersonal einen Termin hat.
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Freitag, 29. Juli 2011

Zeitreisen

Ostfriesland erleben ist wie eine Reise in die Vergangenheit machen. Oder in den Mittleren Westen der USA, wo die Leute seltsam reden, sich seltsam verhalten, seltsam aussehen und völlig überdimensionierte Autos mit jeder Menge überflüssigem Zeugs dran fahren. Hier reden die Leute Platt (und anscheinend jeder eine andere Variante), haben merkwürdige Gewohnheiten, manche sehen merkwürdig aus, und alle fahren bevorzugt die Marke mit dem Stern vorne dran, gern auch Geländewagen, zumindest aber irgendwas mächtig Aufgebretzeltes, was so aussieht wie die kleinen Autos aus Need for Speed. Was sie anstelle der Pumpgun mit sich führen, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.

Hier ist vieles so, wie ich es aus meiner Kindheit in Erinnerung habe: die ausufernden Saufereien, der exzessive Tabakkonsum, der eher unbekümmerte Umgang mit Natur und Ressourcen, die Mode für Mensch und Haus … Hier gibt es noch die kleinen Lädchen mit abenteuerlichem Sortiment, wo man auch mal sein Portemonnaie vergessen haben kann. Oma und Opa wohnen so lange mit „aufm Altenteiler“, wie es geht, die Kinder purzeln hier nach den Hausaufgaben wie zu meinen Kinderzeiten aus dem Haus, um sich mit den Nachbarszwergen zu treffen, und die Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau sind sehr traditionell. Eben ganz wie in der guten alten Zeit.

Kein Wunder, daß die Leute hier gern Urlaub machen.
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Donnerstag, 26. Mai 2011

Niedersachsen beschließt

Gestern hat der Niedersächsische Landtag über ein neues Kindergesetz beschlossen. Demnach müssen Kinder künftig ab dem sechsten Lebensmonat einen Chip tragen, der Informationen über die Eltern enthält; diese werden in einem Zentralregister gesammelt. Außerdem müssen Eltern zukünftig eine Haftpflicht-Versicherung für ihr Kind abschließen, die Personenschäden bis zu einer halben Million und Sachschäden bis zu einer Viertelmillion Euro abdeckt. Das soll verhindern, daß die Opfer von Prügelattacken und Vandalismus auf ihren Folgekosten sitzenbleiben. Und last but not least müssen Eltern ab 2013 einen Sachkundenachweis erwerben, der ihnen Wissen über den Umgang mit ihrem Kind, das Sozialverhalten ihres Kindes und das Erkennen von Gefahrensituationen bescheinigt.

Äh … Moment … schrieb ich Kind? Ich meine natürlich Hund
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Mittwoch, 11. Mai 2011

StreetView Extended

Tochterkind: „Hallo? … – … Mama, ist für Dich, glaube ich.“
Cu: „Hallo?“
Anrufer: „… Guten Tag, ich rufe an von der Software Integration Robbe. Sie haben ja in den letzten Tagen Post von uns bekommen. … (lange Pause)
Cu: „Nicht daß ich wüßte.“
A: „(lange Pause) … Wie Sie ja wissen, ist auch unser Fahrzeug in den nächsten Tagen in Ihrer Ortschaft unterwegs, um Aufnahmen von den jeweiligen Straßenzügen zu machen. … (lange Pause)
Cu: „Ja, und?“
A: „(lange Pause) … Die Hausbesitzer sind aufgefordert, bis Mittwoch ihre Häuserfronten in einen ordentlichen und repräsentativen Zustand zu bringen, damit unsere Studenten einwandfreie Aufnahmen machen können. … (lange Pause)
Cu: „(leicht hitzig)Und in wessen Auftrag soll das wohl sein!?“
A: „(lange Pause … Unsere Studenten kommen dann also –“
Cu: (schwungvoll aufgelegt)
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Montag, 9. Mai 2011

StVRL

„Hier in Ostfriesland handhaben wir die Dinge etwas anders“, das sagte Johann* damals, bevor wir hierherzogen. Was alles zu diesen Dingen gehört, findet man erst heraus, wenn man hier eine Weile lebt.

So hat zum Beispiel die Straßenverkehrsordnung eigentlich Gültigkeit im gesamten Bundesgebiet. Eigentlich. In Ostfriesland degeneriert die StVO zur Richtlinie mit einigen wenigen bedeutsamen Eckpunkten. Der Rest ist Interpretationsspielraum.

Das Basiswissen Straßenverkehr ist schnell zusammengefaßt:

Die Markierungen auf der Straße zeigen an, wo ungefähr man fahren soll.

An roten Ampeln hält man an.

Stopschilder bezeichnen potentiell gefährliche Kreuzungen, an die man heranfährt, um die Ecke schielt und bei Bedarf ordentlich Gas gibt.

Geschwindigkeitsbeschränkungen sind grobe Richtwerte.

Wo ein Auto hinpaßt, kann man parken.

Freizuhalten sind nur eigene Grundstückszufahrten. Alle anderen siehe oben.

Besonders bemerkenswert die die Ermittlung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man weiß, wo man langfahren wird und welche Geschwindigkeitsbeschränkungen (im Folgenden vBesch genannt) unterwegs zu finden sind und ermittelt den ungefähren Durchschnittwert. Oder aber man verfährt nach der einfachen Formel vBesch + (vBesch – Alter des Fahrers). Und da die Kontrollen spärlich und stets an bekannten Stellen stattfinden, ist das ebenso probat wie das Telefonieren des Fahrers während des Fahrens.

Einzig der bedauerliche Zustand der Straßen gebietet hier etwas Einhalt. Vielleicht erklärt das ja auch den Hang der Ostfriesen zu SUVs.

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* Ich nehme - rein aus Gründen der Anonymität natürlich - den hier sehr verbreiteten Vornamen Johann mal als Pseudonym für den freundlichen Voreigentümer unserer Bruchbude unseres Eigenheimes und Träger eines anderen, hier ebenfalls sehr verbreiteten Vornamens
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Freitag, 25. Februar 2011

Frühling ... ?

Ich komme nach Hause, steige aus dem Auto und halte die Nase kurz in den Wind. Hm, denke ich, scheint dann jetzt wohl doch endlich Frühling zu werden in Ostfriesland. Irgendwie riecht das ganz leicht nach frischem Grün und Erde.

In dem Augenblick fährt der Kuhbauer mit seinem Güllewagen auf die Weide gegenüber und fängt an zu güllen.


Und dazu noch ein haiku :

Zarter Duft nach Grün
Der Gülletrecker fährt los
Bäh!
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Dienstag, 22. Februar 2011

Wetter

Zieht nach Ostfriesland, haben sie gesagt. Hier sind die Sommer warm und sonnig und die Winter mild, haben sie gesagt.

Und was ist?

Der erste Sommer endete abrupt zwei Wochen, nachdem wir hergezogen waren. (Da hatten die Sommerferien gerade erst begonnen.) Der zweite fing überraschend früh an und hatte dann mittendrin eine ausgedehnte Regenzeit, von der er sich nicht wieder richtig erholte.

Der erste Winter war so kalt, daß uns die Leitungen im Stall eingefroren sind. Der zweite Winter war genauso kalt und lang und so schneereich wie lange nicht. Der dritte jetzt begann früh und knackig und war bislang schnee- und frostreich und ist noch nicht zu Ende.

„Hier in Ostfriesland haben wir eigentlich keinen richtigen Winter.“ So hieß es. Daß ich nicht lache! Was ist dann das, was da draußen rumlungert und dafür sorgt, daß ich am liebsten nur noch dicke Pullover anhaben mag!?
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Donnerstag, 7. Oktober 2010

Wintersport

Seit kurzem ist in Ostfriesland die Wintersportsaison eröffnet.

Wenn Ihr dabei allerdings an Skilanglauf, Schlittenfahren, Eislaufen oder Hundeschlittenrennen denkt – weit gefehlt. Der Ostfriese im Winter boßelt.

Das geht folgendermaßen:

Jeden Samstag spätestens ab Mittag und jeden Sonntag ab halb Zehn schwärmen ganze Heerscharen von Einheimischen aus, immer in Gruppen, sorgfältig sortiert nach Alter und Geschlecht, oftmals angetan mit bunter Vereinskleidung, um kleine Holz- und Gummikugeln die Straßen entlangzuwerfen und dabei aus Leibeskräften zu brüllen. Gleichzeitig versuchen sie, jeden erreichbaren Platz entlang der Strecke mit Autos zu besetzen. Das führt dazu, dass du, nachdem du Stunden gebraucht hast, um aus deiner Einfahrt zu kommen, den Rest der Strecke im Schritttempo zurücklegst, weil du überall auf Boßelgruppen triffst, die die Straße nur widerwillig freimachen.

P.S. Sie trainieren jetzt für die Meisterschaft – wann immer es hell genug draußen ist, werden sich Horden von buntgekleideten Boßlern vor dem Haus sammeln und …
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Utn Peerstall

Das sind keine Haflinger!

gerade im Stall:

Du bist nicht angemeldet.

Stallordnung

Alle Einträge von cu ruadh sind extrem subjektiv und aus persönlichem Erleben entstanden. Anmerkungen und Kommentare sind erwünscht, allerdings bitte ich um einen höflichen und freundlichen Umgangston. Kurz gesagt: Wer pöbelt, suche sich einen anderen Stall!

Besucher im Peerstall:


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