Über die Weiden geschaut

Dienstag, 30. April 2013

Mai

In früheren Zeiten - auch in meinen früheren Zeiten - war die Zeit um den ersten Mai eine feierliche. Ursprünglich war es ein Fest, um die helle Zeit zu begrüßen, die Monate des Lichts und des Überflusses. Feuer wurden entzündet, um die dunkle Jahreshälfte endgültig zu vertreiben, und das Vieh wurde durch den Segen bringenden Rauch getrieben, um anschließend auf die Sommerweiden verbracht zu werden; und man fand sich zusammen, um gemeinsam die helle Jahreshälfte zu feiern.

Ähnlich war es auch in meinen früheren Zeitenim Fantasy-Verein - schließlich versprach Belthaine das erste Treffen des Jahres zu sein, an dem man sich draußen nicht den Allerwertesten abfror. Man traf Freunde, die man ein Dreivierteljahr nicht gesehen hatte, es wurde gegessen, getrunken und gesungen, Verbindungen wurden geschlossen, von denen manche nicht den Sommer überdauerten, andere ein halbes Leben hielten. Die für mich schönsten Belthaine-Feste waren die in Remscheid im Puppenhaus, wo sich viel zu viele Leute in einem winzigen, denkmalgeschützten Fachwerkhäuschen drängten und der genervte Hund des Hausherrn jedes Mal ab dem zweiten Tag seine Leine anschleppte, kaum daß ich aufgestanden war. Dort habe ich guten Whisky kennen und schätzen gelernt und grauenvolle Aufgesetzte und herausgefunden, daß Cola aus Silberbechern widerwärtig ist.

Inzwischen ist es leise geworden zum ersten Mai. Mein Leben ist ein anderes, von den alten "Freunden" haben die wenigsten überdauert. Geblieben aber ist das Gefühl, daß dieser Tag etwas Besonderes ist. Und ich werde sicherlich heute Abend mit einem Glas Rotwein oder Whisky an einem kleinen Feuer sitzen.

Háil Dana,
Failté ghrian agus
Slainte ar ath-cairde!
Zu finden in: Über die Weiden geschaut

Mittwoch, 14. März 2012

Schluchz

Wieder einer dieser seltenen Träume, an die ich mich erinnere - von denen ich aufwache, dann allmählich die Handlung verliere, weil ich mich weigere, sie immer wieder zu erinnern, bis nur noch das Kernstück und ein paar unbedeutende Szenen bleiben. Und die Gefühle, die mich intensiv durch den Tag verfolgen.

Ich träumte, der Schatz sei gestorben.

Auf diesen Vorgeschmack der Leere, die dann kommt, die unendliche Verlassenheit, das emotionale Versteinern, das Stillstehen, das Ende des eigenen Lebens hätte ich gut verzichten können.

Unter Tränen aufgewacht, hörte ich den Schatz neben mir atmen, wußte, es war ein Traum, und wurde es dennoch nicht los ...

Wenn es irgendwann so weit sein sollte, hoffe ich nur, die Kinder sind dann alt genug, daß ich ihn gleich begleiten kann.
Zu finden in: Über die Weiden geschaut

Dienstag, 30. August 2011

Kräuterlikör

Ich muß ja zugeben, ich hatte mich darauf gefreut, den Kräuterlikör zu probieren, von dem Rain so geschwärmt hatte. Allein der Ansatz weckte schon Erinnerungen, und als der Likör dann schließlich fertig war …

Schweden vor etlichen Jahren. Wir hatten in einer größeren Gruppe Urlaub geplant und gebucht und eine hübsche kleine Ferienhaussiedlung fast komplett besetzt. Unerfreulicherweise hatte ich mich kurz vor der Reise von dem Damaligen getrennt; und er wollte um keinen Preis mit irgendjemandem aus den anderen Häusern tauschen, so daß es täglich Ungemach gab.

Eines Abends saßen wir in geselliger Runde in unserem Häuschen beieinander, noch einige Freunde aus den umliegenden Häusern waren dabei, und die Hütte war gerammelt voll. Getränke wurden herumgereicht, auch dem guten Angesetzten, den ich mitgebracht hatte, wurde reichlich zugesprochen, und das Einzige, was die Stimmung ein wenig trübte, war der mißmutige Damalige, der nicht wirklich dabei, aber offenbar auch nicht wirklich woanders sein wollte.

In einem aberwitzigen Anfall von Trotz und Größenwahn ließ ich mich auf eine Wette ein, ob ich es schaffen würde, einen Becher meines Angesetzten in einem Zug auszutrinken. Das war kein Problem für mich, es war ja MEIN Angesetzter, an dessen Rezeptur ich so lange gefeilt hatte, bis er mir in jeder Phase der Einnahme ein Genuß war. Allerdings hatte ich ihn nie zuvor in solchen Mengen eingenommen, und als er nach und nach seine volle Wirkung entfaltete, stellte ich fest, was für eine wirklich idiotische Idee diese Wette gewesen war. Zwar hatte ich im Anschluß wohlweislich nur noch Alkoholfreies getrunken, aber der Schaden war getan.

Irgendwann meldete sich die Blase und forderte Entleerung; und als ich aufstand, um die Örtlichkeiten aufzusuchen, mußte ich feststellen, daß der Fußboden in heftige Schlingerbewegungen geraten war. Und während ich mit dem schwankenden Boden um mein Gleichgewicht rang, überschlug ich, wie groß meine Chancen seien, unfallfrei zu meinem Platz zurückkehren zu können. Ich kam zu der Erkenntnis, daß das wohl kaum ohne erheblichen Verlust von Gesicht und Selbstachtung stattfände und verabschiedete mich mit einem vernehmlichen „Hicheyedammallafn!“

Die Bewegung – sowohl meine als die des Bodens – hatten mir gar nicht gutgetan. Auf der Toilette angekommen, wünschte neben der Blase auch der Magen sich seines Inhalts zu entledigen. Ich sah mich also mit der Notwendigkeit konfrontiert, trotz heftiger Bodenbewegungen für Reinigung zu sorgen, damit wer auch immer als nächstes das Örtchen besuchte nicht unangenehm überrascht war, fragte mich dabei, wie es Menschen geben kann, die diese Form der Entleerung freiwillig wählen, und war am Ende ganz zufrieden mit meinem Werk. Irgendwie schaffte ich es auch noch mit Anstand in mein Bett – nur um dann festzustellen, daß es nebst Haus zu rotieren begann. Rechts herum übrigens. Die Frage, ob es in Australien anders herum rotieren würde, lenkte mich nicht wirklich ab, aber meine übergroße Abneigung gegen Übergeben sorgte dafür, daß alles, was noch in mir drin war, auch dort blieb; und irgendwann schaffte ich es tatsächlich einzuschlafen.

Am nächsten Morgen wurde ich leise umsorgt. Völlig unnötigerweise, denn mal abgesehen von mangelndem Appetit gab es keine Folgen.


So etwas ist mir seither nicht wieder passiert. Besonders irritierend empfand ich den weitestgehenden Verlust der Kontrolle meiner Motorik bei gleichzeitig glasklarem Denken. Es war so erschreckend, daß ich diesen Zustand nicht noch einmal erleben möchte. Daher, lieber Rain danke ich Dir für das Rezept, aber ich kann das einfach nicht zu mir nehmen.

Was meine Kollegen im Übrigen sehr gefreut hat.
Zu finden in: Über die Weiden geschaut

Donnerstag, 30. Juni 2011

Irgendwie Heimweh

Auf dem Parkplatz des Baumarktes, den die Firma mitbenutzen darf und auf dem mein Lieferwägelchen den halben Tag verbringt, gibt es ein paar Plakatwände, die immer mal wieder neu tapeziert werden. Derzeit werden dort Niedersachsen und besonders seine Landeshauptstadt beworben und die Sehenswürdigkeiten, die es dort zu besuchen gibt.

Nun lebe ich inzwischen schon eine Weile hier und bin hier eigentlich daheim. Irgendwie. Meistens jedenfalls. Geboren und aufgewachsen bin ich allerdings in Hannover, und auch den größten Teil meines Lebens habe ich dort oder zumindest in der Nähe verbracht. Und jetzt parke ich das Lieferwägelchen unter wunderschönen Plakaten vom Steinhuder Meer, der Eilenriede, dem Zoo oder den Feuerwerken im Großen Garten. Und verspüre dabei das dringende Bedürfnis, sofort umzudrehen und mich auf den Weg zu machen. Dorthin, wo ich so oft gewesen bin, wo ich jeden Stein kenne kannte, jeden Weg, jede Brücke … nach Hause.

Schon komisch, das Leben.
Zu finden in: Über die Weiden geschaut

Montag, 6. Juni 2011

Regen II

Ein schönes langes Wochenende war das …

Dann kommt man zurück in den Peerstall und muß was feststellen - - ? The rain has gone. Einfach so. Mach’s gut, und danke für den Fisch.

Lieber Rain, für den Fall, daß Du noch mal im Peerstall vorbeischaust – es ist sehr schade. Es war schön, Dich zu lesen, und ich werde Deine leichte Art, schwere Dinge zu erzählen, vermissen. Ich werde Dich vermissen.

Vielleicht erklärst Du mir ja irgendwann mal, warum Du so kurz entschlossen Deine Türen schließt. Und ein Maultaschen-Rezept hätte ich wohl noch gern. (Und ich hätte ja auch zu gern gewußt, was Du in Deinen Kräuterlikör tust, den täte ich auch zu gern mal probieren …)

Alles Gute für Dich, Rain.
Zu finden in: Über die Weiden geschaut

Freitag, 20. Mai 2011

Geträumt

Normalerweise kann ich mich beim Aufwachen nicht erinnern, ob und was ich geträumt habe. Doch gelegentlich begleitet mich ein Traum bis an den Rand des Wachwerdens und bleibt an mir hängen wie Spinnweben. Nicht so sehr die Handlung im Traum; die verblaßt gewöhnlich recht bald.

Es sind die sehr realistisch und intensiv erlebten Gefühle, die mich hartnäckig verfolgen und beschäftigen. Selten positive, übrigens. Es sind fast immer Empfindungen von Angst, Unruhe, Verlust oder – wie vergangene Nacht – Zerrissenheit. (Danke, Rain.) Und sie führen mich jedes Mal zurück zu einem vergangenen Leben. Etwas, das ich längst beendet und hinter mir gelassen zu haben glaubte hoffte. Nicht ganz, wie es scheint.
Zu finden in: Über die Weiden geschaut

Donnerstag, 12. Mai 2011

ein halbes Leben

Von: Schatz / 12.05.2011
An: Cu ruadh
Thema:

Weißt Du eigentlich, daß wir uns jetzt seit 25 Jahren kennen?
Im März 1986 habe ich bei Chefchen in der Arbeitsvorbereitung angefangen.... und Du bist da mit Zeichnungen unter dem Arm zu uns geschlichen gekommen :-)
Zu finden in: Über die Weiden geschaut

Freitag, 6. Mai 2011

Ungelesen

Liebe Mama,

gestern war es ein Jahr her, daß Du weggegangen bist. Inzwischen ist mein Gemüsegarten ganz schön angewachsen – weißt Du noch, wie zweifelnd Du geguckt hast, als ich Dir gezeigt habe, wo er hin soll? – , und wir können von Dir erzählen, ohne daß mir die Stimme wegbricht.

Aber es hat sich auch ziemlich viel verändert seitdem. Offenbar warst Du diejenige, die alles zusammengehalten hat. Mein Zuhause ist ja schon lange woanders, doch ein Teil von mir war die ganze Zeit bei Dir, bei Euch daheim; und dieser Teil ist immer noch ein wenig verloren. Du warst immer da, mein ganzes Leben lang, und dann plötzlich nicht mehr, und ich hatte vorher nie richtig bemerkt, wie wichtig Du eigentlich warst. So viele Fragen bin ich nicht mehr losgeworden!

Inzwischen verstehe ich vieles besser. Warum Du so warst und die Dinge so geregelt hast, wie Du es getan hast. Mit dem meisten bin ich heute so wenig einverstanden wie damals, aber immerhin kann ich es jetzt nachvollziehen, auch dank Tochterkind. Ich fürchte, sie ist mir sehr ähnlich, und sie hat oft so viel Ähnlichkeit mit Dir! Und ich glaube, sie vermißt Dich manchmal sehr. Sie hat das kleine Fotoalbum von einem der Urlaube mit Euch unter ihrem Kopfkissen liegen, und Waldfee ist immer noch eines der liebsten Kuscheltiere. Von uns allen nimmt Tochterkind es wohl am schwersten, aber Du weißt ja auch, sie spricht nicht viel über die Dinge, die sie sehr bewegen. Selbst Papa scheint vergleichsweise zügig über Deinen Weggang hinweggekommen zu sein und sich sein „neues“ Leben gut eingerichtet zu haben. Er hätte Dich übrigens an der Herz-Lungen-Maschine gelassen, damit er nicht so allein gewesen wäre. Gut, daß Du es doch noch so einrichten konntest, wie es Deinem Wunsch entsprach.

Ich hoffe sehr, alles ist so, wie Du es Dir gewünscht hättest, da wo Du jetzt bist, und auch die Schwester, die ich nie kennengelernt habe, ist da. Wahrscheinlich ist sie immer noch klein – wofür hättest Du sonst all die Kätzchen, Meerschweinchen und Kaninchen letztes Jahr gebraucht? Bitte schau hin und wieder mal nach den Fellknäueln, bis ich sie abhole. Und vielleicht könntest Du Papa noch irgendwie dazu bringen, mir dieses eine Foto von Dir zu schicken. Du weißt schon, wo Du als junges Mädchen zu sehen bist. Du warst so hübsch!

Es wird sicherlich noch eine Weile dauern, aber wir sehen uns dann irgendwann. Ich bin sicher. Wahrscheinlich werde ich nicht weit von Dir auf dem Hof nebenan wohnen. Aber bis dahin ist noch ein bißchen Zeit.

Einstweilen alles Liebe.
Zu finden in: Über die Weiden geschaut

Dienstag, 26. April 2011

Fremd

Normalerweise bin ich ziemlich froh, mit dem ferneren Teil meiner Familie nichts weiter zu tun zu haben. Meine hartnäckige Verweigerung der Dinge, die man so tut über viele Jahre hinweg hat letztendlich dafür gesorgt, daß die meisten Kontakte auf das notwendige Minimum reduziert wurden.

Aber gelegentlich tut mir das irgendwie leid.

Gerade zu Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten fand ich es eigentlich immer schön, Selbstgemachtes zu verschenken, neben Grußkarten aus eigener Herstellung am allerliebsten Dinge aus der eigenen Küche. Gebackene Osternester zum Beispiel oder Marmeladen, die es so sonst nicht gibt, Kekse und, seit Sohn mit in die Produktion eingestiegen ist, auch gern Trüffel, Mozartkugeln und seit neuestem Schokoladentafeln. Früher gab es auch mal Likör, Sirup, Leberwurst, kunstvoll bemalte Eier und Seidentücher, handgegossene Kerzen, Strohsterne und Handgestricktes; aber Alkohol und dieser süße Zuckerkram ist ja ungesund, die Leberwurst ist zu fettig, und überhaupt ist nur gut, was für teuer Geld gekauft wurde. So jedenfalls war Mamas Meinung, und meines Bruders Familie sieht es ebenso. Nur daß man das von denen nie direkt erfahren würde. Dafür sind sie zu feige wohlerzogen.

Und so habe auch dieses Mal zu Ostern zumindest die Karten rechtzeitig auf den Weg gebracht und dann festgestellt, daß – mit Ausnahme von des Schatzes Großeltern – niemand an uns gedacht hat.

Am meisten daran ärgert mich ja, daß gerade die, die sich immer fürchterlich darüber geärgert haben, wenn ihre Kinder vergessen oder nicht adäquat bedacht wurden, sich jetzt einen feuchten Dreck um meine Kinder scheren.

Langsam glaube ich, ich habe keine Familie mehr.
Zu finden in: Über die Weiden geschaut

Donnerstag, 31. März 2011

Garten

Wir hatten schon immer einen Garten. Das heißt, eigentlich hatte Mama ihn, und wir anderen mußten immer mit. Ich war damals so alt wie meine Kinder jetzt, und ich habe es gehaßt – den Garten an sich, hinfahren zu müssen, da nicht allein wegzukommen, im Garten arbeiten zu müssen. Eben alles. Auch was da geerntet und anschließend meist haltbar gemacht wurde, war nicht mein Fall – zu dröge, zu langweilig, zu fade im Geschmack, egal, was Mama damit angestellt hat.

Dann hatten wir unser eigenes Häuschen mit Garten und einer Reihe Erdbeerpflanzen und einem Himbeerstrauch. Sohn-Winzling fand das toll, stapfte jeden Morgen los, „um mal nach den Erdbeeren zu sehen“ und verlangte schließlich nach einem eigenen Beet. Der Garten für Obst und Gemüse vergrößerte sich stückweise, bis die Rehe entdeckten, daß der Zaun eine eher optische Begrenzung darstellte und die Salatbar sehr ansprechend war.

Hier in Ostfriesland sind die Hausgärten noch sehr verbreitet. Nur am Peerstall gab es lediglich ein paar uralte Zwetschgenbäume. Und gute 360 Quadratmeter Unkraut hinter dem Hühnerstall. Und nach einer Reihe von Reinfällen mit Kaufgemüse den dringenden Wunsch nach eigener guter Qualität. Also wurde letztes Jahr begonnen zu roden, umzugraben und zu entunkrauten, zu säen und zu pflanzen. Und selbst das mäkelige Tochterkind befand das Gartengemüse für genießbar.

Und inzwischen kann ich Mamas Beweggründe nachvollziehen, einen Garten haben zu wollen.
Zu finden in: Über die Weiden geschaut

Utn Peerstall

Das sind keine Haflinger!

gerade im Stall:

Du bist nicht angemeldet.

Stallordnung

Alle Einträge von cu ruadh sind extrem subjektiv und aus persönlichem Erleben entstanden. Anmerkungen und Kommentare sind erwünscht, allerdings bitte ich um einen höflichen und freundlichen Umgangston. Kurz gesagt: Wer pöbelt, suche sich einen anderen Stall!

Besucher im Peerstall:


Aus der Hexenküche
Büroalltag
Einfahrt und Parkplatz
Land und Leute
Privat!
Reiterstübchen
Stall und Weide
Über die Weiden geschaut
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren